Die Sicherheit und der Schutz der Privatsphäre in sozialen Netzwerken wie Facebook haben insbesondere im letzten Jahr viele Diskussionen verursacht. Aber es geht auch anders!
Ein Beweis dafür, dass es bei sozialen Netzwerken auch ohne die ständig lauernde Gefahr geht, dass die falsche Person das falsche übereinen selbst erfährt ist personal.com . Das Unternehmen steht für einen Trend hin zu Life Management-Plattformen oder „Personal Data Management“, bei dem es eben darum geht, dass nicht alles jeden interessieren sollte.
Im Gegensatz zu den gängigen Ansätzen von sozialen Netzwerken arbeitet personal.com nach dem Konzept, dass dem Benutzer seine Daten gehören und dass er steuert, welche Informationen er mit wem teilen möchte. Die Washington Post hat über das Konzept bereits begeistert berichtet.
Mehr Kontrolle über die eigenen Daten
Bei personal.com kann der Anwender unterschiedlichste Informationen speichern, die dort in als „gem“ (Edelstein) bezeichneten Containern abgelegt werden.´Für die Container kann er dann selbst steuern, welche Informationen er wem zeigen möchte. So kann man beispielsweise einen Container mit Informationen zu den Versicherungen ausschließlich mit dem Lebenspartner teilen, einen Container mit den wichtigsten Daten zum Auto auch mit den bereits einen Führerschein besitzenden Kindern, wieder andere wie beispielsweise Präferenzen für Flugbuchungen mit verschiedenen Fluggesellschaften und so weiter. Dienstanbieter können die API von personal.com nutzen, um auf solche Informationen zuzugreifen und Mehrwertdienste anzubieten. Solche Mehrwertdienste können beispielsweise die Flugbuchung oder gezielte Anzeigen nur für die Dinge, die einen interessieren, sein.
Innerhalb des Netzwerks können auch Daten geteilt werden. Wenn jemand beispielsweise die grundlegenden Wartungsinformationen für einen bestimmten Fahrzeugtyp schon eingegeben hat, können andere diese Informationen – eine entsprechende Freigabe vorausgesetzt – ebenfalls nutzen. Damit muss man viele Daten nicht mehr eingeben, die relevanten privaten Informationen (also beispielsweise wer ein solches Auto fährt) bleiben aber weiter privat. Kochrezepte wird man vielleicht ganz öffentlich machen wollen, andere Dinge bleiben eben völlig privat oder werden nur mit den Anbietern der jeweiligen Versicherung oder dem Finanzdienstleister geteilt. Ob sich personal.com wird durchsetzen können, bleibt noch abzuwarten. Es steht aber für ein Konzept, das sich abwendet von der völligen Offenheit, die beispielsweise von Facebook propagiert wird und dem Benutzer die Kontrolle über seine Daten verspricht.
Offene Fragen bleiben...
Dabei bleiben auch Fragen offen. Wenn eine API die Daten an die Anbieter liefert, dann kann man nicht mehr kontrollieren, was dieser damit macht. Einmal weitergegeben, ist Kontrolle eine Herausforderung. Das wird sich auch so schnell nicht ändern.
Die Lösung der Zukunft könnte auf sogenannter „homomorphic encryption“ basieren, die eine Verarbeitung verschlüsselter Daten zulässt, so dass man durch die Verschlüsselung jederzeit feststellen, wem die Daten „gehören“ und steuern kann, wer sie verarbeiten darf. Man kann sich in einem solchen Konzept wie personal.com aber auch lokale Apps von Anbietern vorstellen, die die freigegebenen Daten lokal verarbeiten und dem Nutzer die benötigten Informationen wie Vorschläge zur Optimierung seiner Versicherungen oder gefilterte Werbung liefern, ohne dass dabei Daten an den Anbieter gesendet werden. Das setzt dann ein Vertrauen in den Betreiber solcher Plattformen wie die Lieferanten von Apps voraus, ist aber weit mehr an Kontrolle über persönliche Daten als alles, was man bisher hat.
Das Thema ist dabei nicht neu. Es gibt eine Reihe von Initiativen, die sich seit längerem damit beschäftigen. Dazu zählt VRM (Vendor Relationship Management), bei der es darum geht, dass Kunden die Kontrolle über die Daten, die sie an Anbieter geben haben – das Gegenstück zu CRM. Plattformen wie personal.com können das leisten, aber sie können noch deutlich mehr, weil sie viel flexibler sind.
Vielversprechende Ansätze für eine vernetzte Zukunft
Im Bereich der personenbezogenen Daten gibt es eine Reihe von Ansätzen, wie das frühere Microsoft CardSpace oder Netzwerke wie Qiy.com. Einen aktuellen Überblick über den Status und die Entwicklungen in diesem Bereich werden Roundtables am Nachmittag des 18.04.2012 auf der European Identity & Cloud Conference (EIC) 2012 in München bieten.
Das Thema hat mich aber auch wieder an einen Post erinnert, den ich vor gut vier Jahren in meinem Blog geschrieben habe . Vielleicht wird es nicht personal.com sein. Life Management könnte aber den Markt der sozialen Netzwerke grundlegend verändern, mit „privacy by design“. Denn das Konzept, dass meine Daten mir gehören und nicht Facebook oder anderen Netzwerken, hat viele Vorteile.